Nach dem Aus für die Fusion der beiden größten deutschen Wohnungskonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen fordert die Politik Klarheit über die Folgen.
Vonovia hatte am Montag mitgeteilt, dass das Übernahmeangebot für die Deutsche Wohnen das selbst gesetzte Ziel von 50 Prozent verfehlt hat. Der größte deutsche Vermieter konnte sich laut endgültigem Ergebnis 47,62 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte der Deutsche Wohnen sichern. Der Deutsche Mieterbund begrüßte das zumindest vorläufige Scheitern der Megafusion.
«Den Mieterinnen und Mietern hätte eine Fusion überhaupt nicht geholfen», sagte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten der Deutschen Presse-Agentur. Der Mieterbund sei deshalb froh, dass der Zusammenschluss nicht zustande gekommen sei. «Wir sehen keine Vorteile darin, wenn wir immer größere Wohnungskonzerne bekommen.»
Die Ankündigung von Vonovia, sich an die für einen Fall der Fusion zugesagten Begrenzungen bei Mieterhöhungen und Modernisierungsumlagen weiter zu halten, beurteilte Siebenkotten skeptisch. Bei Wohnungsunternehmen seien Ankündigungen und Handeln «nicht immer deckungsgleich».
Der Berliner Senat bekräftigte unterdessen sein Interesse, 20.000 Wohnungen von den Immobilienunternehmen zu kaufen. «Das Land hat in dieser Wahlperiode bereits knapp 23.000 Wohneinheiten erworben. Wenn von der Vonovia und Deutsche Wohnen weitere 20.000 angeboten werden, ist das gut für Berlin», teilte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) mit.
Allerdings sei dafür wichtig, dass beide Unternehmen jetzt Klarheit schafften, was die gescheiterte Fusion für die Berliner Ankaufspläne bedeute. «Berlin steht für Gespräche bereit», so Kollatz. Berlin will angesichts steigender Mieten in der Hauptstadt möglichst viele Wohnungen in staatlichen Besitz zurückholen. Auch die Wohnungsunternehmen hatten erklärt, die Verkaufsgespräche fortsetzen zu wollen.
Die Deutsche Wohnen ist Berlins größter Privatvermieter und vermietet in der Hauptstadt rund 114.000 der bundesweit mehr als 155.000 eigenen Wohnungen. Vonovia hat in Deutschland rund 355.000 Wohnungen, davon laut Geschäftsbericht rund 43.000 in Berlin. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten den Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die nötigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau ließen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.
Vonovia-Chef Rolf Buch machte Hedgefonds für das Scheitern der Übernahme verantwortlich. Etwa 30 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen seien im Besitz von Investoren, die auf ein besseres Angebot spekuliert hätten. «Da hat sich offenbar jemand verrechnet», sagte Buch dem «Handelsblatt».
«Die Immobilienwirtschaft ist an ihrem eigenen Renditehunger gescheitert«, kommentierte finanzpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Lisa Paus, die verfehlte Mehrheit für den Zusammenschluss. Das sei aber noch lange kein Grund zum Aufatmen. «Mit dem vorläufigen Scheitern der Fusion sind die strukturellen Probleme am Wohnungsmarkt nach wie vor nicht gelöst.»
Buch hatte am Freitag, als sich das Scheitern der Übernahme abzeichnete, erklärt, der Konzern werde die möglichen Optionen prüfen. Dazu gehöre auch ein erneutes öffentliches Angebot. Vonovia ist mit gut 18 Prozent der Aktien größter Anteilseigner der Deutsche Wohnen.
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