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Klimaschutz: Ampel-Pläne für Gebäude stoßen auf Skepsis

Dez 7, 2021
Klimaschutz: Ampel-Pläne für Gebäude stoßen auf Skepsis
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Er ist ein Problemkind, für das es auch in den kommenden Jahren keine einfachen Lösungen gibt: der Gebäudesektor. Eine Klima-Dauerbaustelle, die laut Umweltbundesamt für etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich ist.

In diesem Jahr war er noch einmal besonders im Fokus: Deutschland hatte gute Neuigkeiten zu verkünden, die Treibhausgase waren 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 70 Millionen Tonnen zurückgegangen. Auch im Gebäudesektor gingen sie zurück – aber nicht genug. Als einziger Sektor verpasste er sein jährliches Ziel um zwei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – so viel ungefähr, wie ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen jährlich gebracht hätte, wenn es die Ampel-Parteien gewollt hätten.

Einvernehmen gibt es aber immerhin beim Ziel, die schädlichen Treibhausgase, die von Gebäuden ausgehen, in den kommenden Jahren deutlich zu senken. Über mehr finanzielle Förderung und höhere Effizienzstandards.

Förderung bei Dämmung

Bereits die nun scheidende Bundesregierung hatte im Endspurt ihrer Amtszeit noch zusätzliche 5,8 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Der Bund fördert damit etwa den Austausch von Fenstern und Türen, die Dämmung von Außenwänden und Dächern oder Biomasseheizungen und Wärmepumpen. Doch wird das reichen?

«Jeder Tag ohne Lösungen geht auf Kosten unserer CO2-Bilanz», sagt Unternehmer Max Viessmann. Er ist CEO des hessischen Anbieters von klimafreundlichen Heizungen und Kühlsystemen, Viessmann. Die Zeit dränge, sagt er. Rund 85 Prozent der Gebäude in Deutschland seien bislang nur teil- oder nicht saniert. Bei diesem Tempo müsse «man nicht lange rechnen, um zu verstehen, dass Klimaneutralität in 2045 eine Herausforderung darstellt». Mit anderen Worten: Ohne einen deutlichen Schub für nachhaltige Wärmesysteme wird es nicht gehen.

Die Autoren einer jüngsten Untersuchung von DIW Econ, dem Beratungsunternehmen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, vermissen ein «klares Konzept» der künftigen Ampel-Regierung, wie genau die private Sanierung diesen nötigen Schub bekommen soll. «In weiten Teilen ist keine Verbesserung der bisher nicht zielführenden Förder- und Anreizlandschaft zu erkennen», schlussfolgern die Experten, darunter auch die Ökonomin Claudia Kemfert. Die neuen Standards würden zudem erst ab 2024 und 2025 wirksam, kritisieren die Autoren. Dadurch würden «wichtige Jahre zur Emissionsvermeidung verschenkt und Fehlinvestitionen riskiert».

Neue Vorgaben für Heizungen

Gemeint ist etwa das im Koalitionsvertrag verankerte Ziel, dass jede ab dem 1. Januar 2025 neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden soll.

Die Bau-Expertin Lamia Messari-Becker warnt vor einem «indirekten Zwang zur Stromheizung». Bei den «jetzigen Strompreisen, dem Öko-Stromangebot und den kaum bezahlbaren Speichermöglichkeiten» sei dies der falsche Ansatz, sagt sie. Sie befürchte auch hohe Kosten für Verbraucher – eine weitere Baustelle der kommenden Jahre.

Darüber hinaus weist sie auf den Mangel an Fachkräften hin, die aber nötig seien, um die Solar- und Windkraftoffensive in Deutschland voranzubringen. «Lösungen mit der Gießkanne» lehnt sie daher ab. Das gelte auch für den Plan, Solardächer auf Privat-Neubauten zur Regel zu machen. Ein Photovoltaik-Dach sei «weder überall möglich, noch überall sinnvoll», mahnt die Expertin, die die Bundesregierung seit Jahren zum Bausektor berät. Hier müssten Einzelfallregelungen gelten und keine pauschalen Vorgaben.

AFF: Ampel fehlen Ambitionen

Der Verein Architects for Future (AFF) bescheinigt SPD, Grünen und FDP fehlende Ambition. «Für die Einhaltung der Pariser Klimaziele benötigen wir einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2035», teilt der Verein mit. Dieser «gewaltigen Aufgabe» werde der Koalitionsvertrag nicht gerecht, weil er festlege, dass bis 2030 nur die Hälfte der Wärme klimaneutral erzeugt werden soll. Viel zu wenig, sagen die Architekten des Vereins.

Klar ist: Die neue Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat große Baustellen vor sich. Dass Deutschland nun erstmals ein eigenes Ministerium für diese Baustellen hat, sehen auch die Kritiker erst einmal positiv. Hier gilt das, was auch sonst für die Gebäude der Zukunft gilt: Am Ende kommt es auf die Substanz an.

Von Fatima Abbas und Matthias Arnold, dpa

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