Mieterhaushalte in Deutschland zahlen nach Angaben von Eigentümerverbänden trotz der Corona-Krise weiter verlässlich ihre Miete. Es gebe keine vermehrten Kündigungen oder gar Zwangsräumungen, sagte Haus-und-Grund-Präsident Kai Warnecke am Donnerstag. «Die Sicherungssysteme in unserem Land, sie funktionieren.»
Mehrere Millionen Deutsche haben im Verlauf der Krise Kurzarbeitergeld von der Bundesagentur für Arbeit erhalten. Ihr Einkommen war dann geringer, aber die Hilfe bewahrte sie möglicherweise vor Arbeitslosigkeit.
Kein Anstieg von Kündigungen
Auch regionale Vermieterverbände und der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) registrierten keinen Anstieg der Kündigungen wegen Mietrückständen. Bei seinen Bestandshaltern machten diese wie vor der Krise zwischen null und zwei Prozent der Kündigungen aus, hieß es beim ZIA.
Der Immobilienexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Voigtländer, bilanzierte, Mieter hätten im vergangenen Sommer auch nicht verstärkt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Miete zu stunden. Einen Grund sieht er darin, dass die Haushalte an anderer Stelle weniger Geld ausgaben, etwa beim Urlaub, beim Ausgehen und anderen Freizeitangeboten. Monatelang gab es wegen der Corona-Beschränkungen dazu auch wenig Angebote.
Mehr Wohnraum gefordert
Gut drei Monate vor der Bundestagswahl geht die Debatte weiter, wie Wohnungsknappheit, steigenden Baukosten und hohen Mieten beizukommen ist. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sprach sich beim Tag der Bauindustrie für mehr Neubau aus. «Wir brauchen in Deutschland jedes Jahr etwa 400 000 Wohnungen, davon 100 000 als geförderte Wohnungen.»
Vergangenes Jahren waren etwa 300 000 neue Wohnungen fertig geworden. Die Bauindustrie verlangte dazu ein einfacheres Baurecht und mehr Möglichkeiten, in Serie und in Modulen zu bauen.
Beim Zentralverbandstag von Haus und Grund sprach sich auch der Kanzlerkandidat von CDU und CSU, Armin Laschet, für mehr Neubau aus. Einen Mietendeckel, wie von SPD, Grünen und Linken gefordert, lehnt er ab. Neue Gesetze seien nicht nötig, sagte Laschet. «Wohnungen entstehen nicht durch Ideologie, sondern durch Förderung derer, die bereit sind, in Wohnungen zu investieren.»
Lieferengpässe könnten Bauboom ausbremsen
Lieferengpässe bei Kunststoff, Holz und Stahl könnten den Boom auf dem Bau jedoch bremsen. «Das tut allen Baubetrieben im Augenblick weh», sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, am Donnerstag. Die Unternehmen müssten für das Material 40 Prozent mehr ausgeben als gewohnt.
Trotz eines historisch hohen Auftragsbestands könne dies die Prognose für dieses Jahr beeinträchtigen, sagte Hübner. Bislang geht der Verband davon aus, dass der Branchenumsatz 2021 real auf dem hohen Vorjahresniveau von 6,1 Milliarden Euro bleibt.
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