Käufer von Eigentumswohnungen und Bauherren müssen immer tiefer in die Tasche greifen. Der Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen in Deutschland ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahr weiter gestiegen.
Hinzu kommen steigende Baupreise. Im August des laufenden Jahres verteuerte sich der Neubau von Wohnungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag so stark wie seit 1970 nicht mehr.
Die Preise für Eigentumswohnungen erhöhten sich im Schnitt von 2019 auf 2020 um 10,2 Prozent auf 225.242 Euro, wie aus einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Immobiliendienstleister Accentro hervorgeht. In Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, Köln und Frankfurt/Main kletterten die Preise demnach mit 10,8 Prozent überdurchschnittlich stark, dort mussten Käufer im Schnitt 429.007 Euro für eine Eigentumswohnung auf den Tisch legen.
Für die Studie wurden die Kaufpreise für Wohnungen in 81 deutschen Städten ausgewertet. Vom Einzimmer-Appartement bis zum großen Luxusloft wurden alle Wohnungen berücksichtigt, die in einem aufgeteilten Wohnhaus liegen und von Privatpersonen erworben werden können.
München und Hamburg Spitzenreiter
Besonders teuer sind dem Eigentumsreport zufolge Wohnungen in München. Im Jahr 2020 lag der Preis für eine Eigentumswohnung in der bayerischen Landeshauptstadt durchschnittlich bei fast 580.000 Euro. Knapp dahinter rangiert Hamburg mit knapp 503.000 Euro. Der günstigste Standort im Vergleich der 81 untersuchten Städte ist die Universitätsstadt Gera im Osten Thüringens. Dort kostet eine Eigentumswohnung den Angaben zufolge durchschnittlich 58 511 Euro.
Einen starken Preisanstieg bei Eigentumswohnungen gab es im Vergleich zum Vorjahr der Auswertung zufolge in Osnabrück, Oldenburg, Koblenz und Heidelberg. Dort kletterten die Preise jeweils um 30 Prozent und mehr. Mit weitem Abstand am stärksten gingen die Preise für Eigentumswohnungen in Wolfsburg nach oben: um fast 86 Prozent. Dieser Anstieg sei vor allem auf den Verkauf sehr hochwertiger Wohnungen zurückzuführen.
Zugleich steigen die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude. Sie lagen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im August um 12,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Ein stärkerer Anstieg wurde nach Angaben der Wiesbadener Behörde zuletzt im November 1970 mit 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gemessen.
Einfluss der Mehrwertsteuer
Bei dem aktuellen Anstieg spielt auch die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung ein Rolle. Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gesenkt. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze. Ohne diesen Effekt wären die Baupreise dem Bundesamt zufolge rein rechnerisch um 9,7 Prozent gestiegen.
Hinzu kommen gestiegene Materialkosten. Bauholz etwa war nach Angaben der Statistiker wegen der erhöhten Nachfrage im In- und Ausland im August dieses Jahres 46,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Vor allem bei bereits laufenden Bauprojekten sorgten gestiegene Materialkosten für Schwierigkeiten, berichtete IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer: «Es gibt Projektentwickler, die Probleme haben, weil sie vor einiger Zeit zu Festpreisen verkauft haben und jetzt feststellen, dass die Kosten aus dem Ruder laufen.» Weitere Belastungen seien Fachkräftemangel im Handwerk sowie teure Baugrundstücke.
«Durch die steigenden Baupreise, die historisch hoch sind, wird eine Bestandsimmobilie wesentlich interessanter für die Bevölkerung als ein Neubau», bilanzierte Lars Schriewer von Accentro. An den hohen Baukosten werde sich so schnell nichts ändern, solange die etwa durch Corona verursachten Logistik-Probleme bestehen blieben.
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