Wenn Insekten im Holz ihr Unwesen treiben, ist umgangssprachlich oft von Holzwürmern die Rede. Und die wünscht sich schließlich niemand in der hübschen alten Kommode oder im Kleiderschrank. Doch streng genommen gibt es gar keine Holzwürmer.
Es sind oft die Larven des Gewöhnlichen Nagekäfers, die sich in Holzgegenständen breit machen und dort immensen Schaden anrichten können. Nur: Wie vermeidet man das? Und wie wird man die Insekten wieder los? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie kommen die Löcher ins Holz?
Die flugfähigen Käfer legen ihre Eier in offenen Holzrissen oder Spalten ab. Die hungrigen Larven fressen sich dann unmittelbar nach dem Schlüpfen in das Holz hinein und dringen dort immer weiter vor – über eine ganz schön lange Zeit hinweg.
«Es dauert Monate bis Jahre, bis sich die Larven nahe der Holzoberfläche verpuppen», sagt Inga Bellwinkel, Bausachverständige, Architektin und Bauherrenberaterin im Verband Privater Bauherren (VPB) in Krefeld. Anschließend nagen sich die ausgewachsenen Käfer durch das Holz ins Freie.
Übrigens: Es gibt noch mehr holzzerstörende Insekten: hunderte Nagekäferarten etwa und auch Hausböcke. Sie alle haben sich auf ihren jeweiligen Lebensraum spezialisiert – einige benötigen bereits geschädigtes Holz, andere ein warmes, trockenes Raumklima, andere lieben kühle und feuchte Gegenden.
Der Gewöhnliche Nagekäfer ist etwa oft für Schäden an verarbeitetem Holz, an Möbeln und Kunstgegenständen verantwortlich. Weil er kühle Temperaturen bevorzugt, frisst er sich allerdings selten durch Holz in warmen Wohnräumen. Gefährdet sind besonders Holzgegenstände im Dachgeschoss oder im Keller – dort, wo es eher feucht und kühl ist.
Der Hausbock frisst sich hingegen gerne durch das Gehölz von Dachstühlen. Ein Schädlingsbefall droht vor allem bei weichen Hölzern wie Kiefer oder Fichte. Sehr alte Balken oder harte Holzarten wie das Kernholz von Eiche werden vom Hausbock eher ausgelassen.
Und der Braune Splintholzkäfer aus der Familie der Bohrkäfer beschädigt am häufigsten Möbel, Tür-, Fenster- und Bilderrahmen. Er kann aber auch für Schäden an Leisten, Parkett und Vertäfelungen sorgen.
Wie erkennt man den Befall?
Ein Hinweis sind sichtbare Löcher im Holz. Theoretisch können diese aber auch von einem älteren Befall stammen. Also von einem Befall, der nicht mehr aktiv ist und auch nicht bekämpft werden muss.
Sieht man hingegen kleine Häufchen Holzmehl, ist das ein Zeichen dafür, dass die Schädlinge noch aktiv sind. Auch raspelnde Fraßgeräusche, die aus dem Holz kommen, deuten auf Schädlinge hin.
Übrigens: Es gibt nicht nur holzzerstörende Insekten, sondern auch Pilze. Ob der Schaden am Holz nun durch einen Insekten- oder einen Pilzbefall verursacht wurde, ist für Laien nicht immer feststellbar. Im Zweifelsfall können Sie die genaue Ursache des Holzschadens von Experten bestimmen lassen. Mögliche Anlaufstellen können etwa Bausachverständige, Sachverständige für Holzschutz oder der Deutsche Holz- und Bautenschutzverband sein.
Welche Schäden richten die Insekten an?
«Manche holzzerstörende Insekten können Holz bis zur Auflösung durchlöchern, insbesondere in Symbiose mit holzzerstörenden Pilzen», sagt Inga Bellwinkel. Dann ist zum Beispiel die statische Stabilität eines Dachstuhls oder einer Holzbalkendecke nicht mehr gewährleistet und es besteht Einsturzgefahr.
Bei Möbelstücken besteht die Gefahr, dass Tischbeine oder Rückenlehnen locker werden. «Das kann im Extremfall vor allem bei Stühlen ein Sicherheitsrisiko sein», sagt Christiane Meier vom Umweltbundesamt. Befallene Gegenstände haben zudem in aller Regel einen erheblichen Wertverlust.
Was kann man gegen einen Befall unternehmen?
Bei der Bekämpfung von Schädlingen ist der Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln zumeist nicht nötig. Um den Gemeinen Nagekäfer zu bekämpfen, bieten sich etwa thermische Behandlungsmethoden an. Darum kümmern sich bei größeren befallenen Gegenständen Fachleute. «Bei kleineren Gegenständen wie etwa Bilderrahmen kann man selbst eine Bekämpfung im Backofen versuchen», sagt Meier. Das Holzteil muss dafür mindestens eine Stunde lang durch und durch auf 55 Grad Celsius erhitzt werden.
Eine Alternative: Die befallenen Stücke in der Mikrowelle erhitzen. Das am besten aber nur mit metallfreien Holzteilen tun. Ansonsten kann es in der Mikrowelle zu Funkenbildung und Lichtbögen kommen. Hat man eine Sauna, kann man größere Stücke auch dorthin stellen – auch hier bis im Holzinneren mindestens für eine Stunde lang eine Temperatur von 55 Grad Celsius erreicht wurde. Die Wärme tötet die Larven ab. Die Löcher versiegelt man anschließend mit Wachs, zum Beispiel Bienenwachs.
Auch der Hausbockkäfer und der Braune Splintholzkäfer mögen keine Hitze. Größere befallende Gegenstände wie etwa Möbelstücke behandeln Fachleute beispielsweise mit Heißluftverfahren. Ein Holzfachmann oder ein Restaurator können ein Möbelstück auch in eine Klimakammer stellen.
Wie kann man vorbeugen?
Vermeiden Sie in Räumen mit Holz größere Temperaturschwankungen. Denn sie können zu Rissen führen. Risse, in die die Insektenweibchen später ihre Eier ablegen können.
Außerdem sollten Sie auf dem Dachboden möglichst keine Wäsche trocknen. Die Feuchtigkeit macht sich in dem verbauten Holz breit – das sind für Schädlinge attraktive Bedingungen. In trockenen Räumen fühlen sich Schädlinge indes gar nicht wohl.
Ob nun Dachstuhl, Holzdecken, Möbelstücke oder Türrahmen: Prüfen Sie Holzstühle regelmäßig auf einen möglichen Befall. Denn je früher er erkannt und dagegen vorgegangen wird, desto geringer fallen die Schäden aus.