Der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia greift erneut nach dem Branchenzweiten Deutsche Wohnen und strebt mit der Milliarden-Übernahme auch einen «Neuanfang» auf dem angespannten Wohnungsmarkt an.
Vonovia will den Aktionären der Deutsche Wohnen insgesamt rund 18 Milliarden Euro bieten, wie beide Unternehmen mitteilten. Zusammen setzen die Konzerne angesichts hoher Mieten und mangelnden Wohnraums auf neue Wege. Mit dem Berliner Senat einigten sie sich auf den Verkauf von rund 20.000 Wohneinheiten an das Land. Zudem wollen sie in den nächsten drei Jahren die jährlichen Mietsteigerungen auf höchstens ein Prozent im Jahr begrenzen.
Durch den Zusammenschluss entsteht den Angaben zufolge Europas größter Wohnimmobilienkonzern mit einer gemeinsamen Marktkapitalisierung von voraussichtlich rund 45 Milliarden Euro. Die beiden größten deutschen Vermieter bringen es zusammen auf mehr als 500.000 Wohnungen. Der erste Übernahmeversuch war 2016 unter anderem am Widerstand der Deutsche-Wohnen-Führungsspitze und einem zu geringem Interesse der Aktionäre gescheitert.
Die heutige Situation sei eine ganz andere als noch vor einem Jahr, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch am Dienstag: «Herr Zahn und ich, die Aufsichtsräte und alle Gremien unterstützen den Deal, das ist eine signifikante Änderung.» Michael Zahn ist Deutsche-Wohnen-Chef. Manchmal bräuchten Dinge etwas länger. Zudem gebe es nach dem Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichts zum Berliner Mietendeckel eine gewisse Sicherheit. Das Gericht hatte das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz für nichtig erklärt.
Aber auch die Wohnungssituation in Großstädten, insbesondere in Berlin müsse sich ändern, sagte Buch. «Gemeinsam können wir diesen Unzustand besser in einen Neuanfang umbauen», sagte der Manager. Die Wohnimmobilienkonzerne stehen wegen steigender Mieten in den Ballungszentren vor allem in Berlin schon seit längerem in der Kritik. Hinzu komme die Verschärfung der Klimaziele.
Die Offerte steht den Angaben zufolge unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmequote von 50 Prozent aller ausstehenden Deutsche-Wohnen-Aktien, der Erteilung der fusionskontrollrechtlichen Freigabe «sowie weiterer üblicher Bedingungen». Deutsche-Wohnen-Chef Zahn zeigte sich zuversichtlich, dass die Offerte genügend Zuspruch bei den Aktionären findet. «Wir sind der Meinung, dass es ein sehr attraktives und faires Angebot ist. Deswegen bin ich mir sehr, sehr sicher, dass sehr viele Aktionäre dieses Angebot annehmen werden.»
Das künftige Unternehmen soll den Namen Vonovia führen. Der Sitz soll in Bochum bleiben, das Unternehmen aber aus Bochum und Berlin geführt werden. Während sich die Aktien der Deutsche Wohnen im Mittagshandel am Dienstag verteuerten, verloren die Papiere von Vonovia. Die Mehrheit der Aktionäre von Deutsche Wohnen dürfte das Kaufgebot annehmen, schrieb Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg. Da Wohnimmobilien erhebliche operative Synergien böten, halte er die angestrebten Synergien für realisierbar.
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