An heißen Sommertagen ist es besonders spürbar: Wasser ist wertvoller, denn je. Insbesondere, wenn es wochenlang nicht geregnet hat und etwa der Garten bewässert werden muss. 

Wer die kostbare Ressource nicht verschwenden will, kann Trinkwasser sparen – und unter bestimmten Voraussetzungen im Haushalt und im Garten sogenanntes Grauwasser verwenden. Worum es dabei genau geht und wie man Grauwasser nutzen kann – hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

Was versteht man genau unter Grauwasser?

Es fällt bei jedem Zuhause an – etwa beim Duschen, Baden oder beim Hände- und Wäschewaschen: «Grauwasser ist häusliches Abwasser, das frei von Fäkalien und grobem Schmutz wie Speiseresten ist», sagt Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online.

«Küchenabwasser gilt aufgrund der hohen Belastungen nicht als Grauwasser. Auch das Toilettenwasser zählt nicht dazu», so Steinfeldt. Letzteres werde als «Schwarzwasser» bezeichnet.

Wofür kann man Grauwasser denn verwenden?

Grauwasser kann man beispielsweise für die Toilettenspülung verwenden. Wenn es vorher ordnungsgemäß aufbereitet wurde, ist Grauwasser auch zum Putzen sowie Wäschewaschen geeignet. Auch der Garten lässt sich damit ideal bewässern. 

Gerade hier bringt die Nutzung große Effekte: «Durchschnittlich verbraucht die Gartenbewässerung in Deutschland bis zu 80.000 Liter pro Haushalt», so Steinfeldt. Wer statt Trinkwasser dafür die gleiche Menge Grauwasser nutzt, kann also viel Geld und Wasser sparen. 

Wie viel Grauwasser fällt im Haushalt an – was kann man sparen?

«Für den Bereich Körperpflege, also Baden, Duschen, Händewaschen und so weiter, werden etwa 36 Prozent des Trinkwassers verbraucht», sagt Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Für das Wäschewaschen sind es etwa 12 Prozent. Somit macht Grauwasser knapp «die Hälfte des Wasserverbrauchs im Haushalt aus», sagt Martin Weyand.

Steinfeldt rechnet vor: So entstehen bei der Körperpflege und beim Wäschewaschen täglich etwa 60 Liter Grauwasser pro Person. Davon lassen sich etwa 80 Prozent mit einer Grauwasseranlage aufbereiten. 

«Wird das aufbereitete Wasser vollständig für Anwendungen wie die Toilettenspülung oder Gartenbewässerung genutzt, lassen sich pro Person jährlich bis zu 17.500 Liter Trinkwasser einsparen – das entspricht rund 80 Euro an Wasser- und Abwasserkosten», so Steinfeldt. Bei einem Vier-Personen-Haushalt summiert sich der Betrag auf etwa 320 Euro pro Jahr.

Welche Voraussetzungen sind für die Nutzung nötig?

Die Nutzung ist recht aufwendig – wer Grauwasser zu Hause einsetzen will, muss dafür einige Voraussetzungen schaffen. «Man braucht gewissermaßen ein kleines Wasserwerk im Keller», sagt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer für den Bereich Wasser und Abwasser im BDEW. 

«Aber nicht nur technische Voraussetzungen müssen geschaffen werden, auch diverse bürokratische Anforderungen sind zu erfüllen», so Weyand. So gibt es etwa eine Anzeigepflicht – man muss also seine Grauwasseranlage beim zuständigen Gesundheitsamt anmelden. 

Der Grund liegt auf der Hand: «Beim Grauwasser herrschen strenge Hygienevorgaben», erläutert Weyand. Es dürfe daher keinesfalls in die Leitungen mit dem Trinkwasser gelangen.

Grauwasser und Abwasser – wie kann man beides strikt trennen?

«Man braucht eine Grauwasseranlage im Haus mit jeweils eigenen Verbrauchsstellen und eigenen Leitungen», erklärt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau in München. 

In der Regel besteht die Aufbereitungsanlage aus zwei Tanks, einer Pumpe und einem vom Trinkwasser unabhängigen Leitungssystem. «Im ersten Tank wird das leicht verschmutzte Wasser biologisch und physikalisch aufbereitet. Im zweiten Tank wird das aufbereitete Wasser dann gespeichert», so Steinfeldt.

«In Neubauten kann eine Grauwasseranlage relativ problemlos eingeplant werden», so Edelhäuser. In einem Bestandsbau muss man die Anlage in der Regel nachrüsten lassen – denn aktuell sei diese in den wenigsten Häusern als Standard vorhanden.

Was kostet der Einbau einer solchen Grauwasseranlage?

Wer eine Grauwasseranlage einbauen lassen will, dem sollte klar sein – billig ist dies nicht. «Für ein Einfamilienhaus muss man mit mindestens 5.000 Euro plus Installationskosten rechnen», sagt Steinfeldt. Dazu kämen laufende Kosten für Strom, Filterwechsel und Wartung. Ein nachträglicher Einbau im Bestandsbau sei Edelhäuser zufolge häufig noch teurer und schwieriger.

Lohnt sich eine Grauwasseranlage denn?

«Laut Statistik liegt der Verbrauch für die Toilettenspülung pro Person bei 40 Litern am Tag.» Wer dafür Grauwasser nutzt, reduziert den Trinkwasserverbrauch eben um diese 40 Liter. «Bei den heutigen Wasserpreisen dauert es Jahre oder sogar Jahrzehnte, bis sich das amortisiert», so Edelhäuser. Also: «Rein rechnerisch lohnt sich eine Grauwasseranlage eigentlich nicht.»

Neben dem großen Aufwand für die Installation eines doppelten Rohrsystems, kommen laut Weyand auch noch Kosten für Betriebsmittel hinzu, etwa Zusätze gegen Bakterien und Filter. Letztere muss man regelmäßig warten und austauschen. Daher kommt auch Weyand zu der Einschätzung, dass sich die Anlage aus ökonomischer Sicht unter dem Strich meist nicht lohnt. Zumal Verbraucher auch anders Wasser einsparen könnten – wenn sie etwa Duschen statt Baden oder effiziente Toilettenspülungen einbauen lassen.

Doch auch wenn sich die Investition wirtschaftlich nicht wirklich lohnt, argumentiert Steinfeldt: «Sie bringt einiges für die Umwelt, weil wertvolles Trinkwasser eingespart wird.» Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen zum Wassersparen könne dies einen beträchtlichen Effekt haben.